Aktuelle Lehrveranstaltungen aller Lehrender des Philosophischen Seminars

(HS/OS) Philosophie der Ökonomik

Dozent:innen: apl. Prof. Dr. Ralf-Meinard Kuhlmann
Kurzname: HS/OS Ökonomik
Kurs-Nr.: 05.127.190
Kurstyp: Seminar
Format: hybrid

Voraussetzungen / Organisatorisches

Das Seminar wird zu wesentlichen Teilen synchron zu den angegebenen Zeiten stattfinden und zwar meistens als reine Videokonferenz (mit Big Blue Button). Die aktive Teilnahme erfolgt aber über schriftliche Abgaben. Außerdem wird es über das Semester verteilt ca. drei bis vier Präsenzsitzungen geben, die gleichzeitig als Videokonferenz laufen für diejenigen, die nicht vor Ort teilnehmen können oder wollen. Eine Anwesenheitspflicht bei diesen Präsenzsitzungen gibt es also nicht! Es ist nur ein Angebot, damit nicht alles nur online stattfindet und wir uns zumindest gelegentlich auch in der physischen Realität treffen können. Da ich für das Seminar einen Vorlesungssaal bekommen konnte, sind coronakonforme Präsenzsitzungen zum Glück realistisch. Genaueres werde ich Ihnen in der ersten Sitzung mitteilen, die als reine Videokonferenz stattfinden wird.

Empfohlene Literatur

Detel, W. (2007): Grundkurs Philosophie, Band 5. Philosophie des Sozialen, Stuttgart: Reclam.

Hausman, D. (1992): The Inexact and Separate Science of Economics, Cambridge: Cambridge University Press.

Hausman, D. (2008): The Philosophy of Economics - An Anthology. 3. Aufl., Cambridge: Cambridge University Press.

Hollis, M. (1995): Soziales Handeln. Eine Einführung in die Philosophie der Sozialwissenschaft, Berlin: Akademie Verlag.

Reiss, J. (2013): Philosophy of Economics, New, London: Routledge.

Inhalt

In diesem Seminar wollen wir einige Grundfragen der Philosophie der Ökonomik anhand von zentralen Originaltexten besprechen. Im Folgenden skizziere ich einige Leitfragen. Wirtschafts- und Sozialwissenschaften einerseits und Naturwissenschaften andererseits scheinen sich mit klar abgegrenzten Gegenstandsbereichen zu beschäftigen. Aber unterscheiden sie sich auch in methodologischer Hinsicht? Erfordert also die unterschiedliche Natur der Gegenstandsbereiche auch eine andere Herangehensweise zu ihrer Erkenntnis? Die Antwort hängt nicht zuletzt davon ab, mit welchen Typen von Gegenständen, Fakten und ggf. Gesetzen man es überhaupt zu tun hat. Und diese Frage ist insb. bzgl. sozialer und ökonomischer Phänomene äußerst strittig. Besitzen soziale Gruppen und Vorgänge eine gewisse Eigenständigkeit oder sind sie so auf einzelne Handelnde und deren Verhaltenscharakteristika zurückführbar wie auch komplexere physikalische Phänomene auf das Verhalten der Grundbausteine und die sie bestimmenden universellen Gesetze reduzierbar sind? Aus welchen Gründen haben sich die Wirtschaftswissenschaften aus der Philosophie herausgelöst? Gibt es eine klare Trennung zwischen dem, was Wirtschaftswissenschaftler tun und dem, was die Philosophie tut, wenn sie sich mit diesem Bereich beschäftigt. Wie lassen sich bloße Korrelationen von kausalen Zusammenhängen unterscheiden? Welche Rolle nimmt die Spieltheorie in den Wirtschaftswissenschaften ein? Dienen wissenschaftliche Modelle primär der Veranschaulichung von Theorien? Welchen Wert haben wirtschaftswissenschaftliche Modelle angesichts ihrer offensichtlich wirklichkeitsfernen idealisierenden Annahmen? Idealisierung und Modelle sind erst seit zwei Jahrzehnten ein Hauptthema der Wissenschaftsphilosophie und insbesondere der Philosophie der Ökonomik. Dabei ist klar geworden, dass Modelle oft unverzichtbar sind und dass Idealisierungen, die ja falsche Annahmen über die Welt machen, keinesfalls automatisch die Qualität der betreffenden Theorie bzw. des betreffenden Modells beschädigen. Welche Idealisierungen legitim sind, ist aber gerade im sozio-ökonomischen Bereich oft nicht unmittelbar klar.