Lehrveranstaltungen von PD Dr. Dr. Stefan Seit

(V) Einführung in die Ältere Philosophiegeschichte IV: Hochmittelalter – Tugend, Gesetz, Gewissen

Dozent:innen: PD Dr. Dr. Stefan Seit
Kurzname: V Einf. ÄPhG
Kurs-Nr.: 05.127.030
Kurstyp: Vorlesung

Voraussetzungen / Organisatorisches

Keine besonderen Voraussetzungen.

Die Veranstaltung ist für Studienanfänger*innen in besonderer Weise geeignet und trägt namentlich den Anforderungen der lehramtsbezogenen Studiengänge Rechnung.
Begleitend und ergänzend zur Vorlesung wird ein Proseminar „Thomas von Aquin, De conscientia/Über das Gewissen (Seminar zur Vorlesung „Einführung in die Ältere Philosophiegeschichte)“ angeboten, in dem die Inhalte der Vorlesung vertieft werden. Beide Veranstaltungen können selbstverständlich unabhängig voneinander (erfolgreich) belegt werden; dennoch wird insbesondere Studienanfängern der parallele Besuch von Vorlesung und Seminar empfohlen.

Auch im SoSe 2024 wird die grundsätzlich in Präsenz stattfindende Vorlesung höchstwahrscheinlich zusätzlich aufgezeichnet werden. Die Videos, die im Rahmen meines Video-Podcasts zur Verfügung gestellt werden sollen, können z.B. bei unlösbaren Terminkonflikten genutzt werden, um die Vorlesung asynchron zu hören. Bitte kontaktieren Sie mich ggf. per E-Mail.

Zur aktiven Teilnahme gehören kurze Übungsaufgaben im Laufe des Semesters, die aufgrund des Vorlesungsbesuchs bzw. der bereitgestellten Materialien ohne Weiteres bearbeitet werden können. Es handelt sich dabei nicht um eine Prüfungsleistung (Modulprüfung) im Sinn der Prüfungsordnung. Eine Prüfungsanmeldung ist deshalb weder nötig noch möglich.
 

Empfohlene Literatur

Die behandelten Texte werden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Laufe der Veranstaltung zugänglich gemacht. 

Inhalt

Von ihren historischen Anfängen an denkt die Philosophie über Sachprobleme (z. B. über die Prinzipien der Natur, die Regulierung menschlichen Handelns usw.) nach, indem sie zugleich ihre eigene Geschichte reflektiert. So nimmt etwa schon Aristoteles bei der Formulierung seiner philosophischen Positionen immer wieder Bezug auf ältere Autoren, deren Lehren wir teilweise sogar nur aus solchen Referaten rekonstruieren können. Die Philosophie des Mittelalters besteht geradezu in einer interpretierenden Aneignung von Positionen antiker Philosophie, wobei dieser Aneignungsprozess zugleich ständig reflektiert wird; für das philosophische Denken insbesondere der Frühen Neuzeit, das sich einerseits aus dem Mittelalter speist, sich im programmatischen Rückbezug auf die Antike aber zugleich von diesem abgrenzt, ist das Nachdenken über die Geschichte der Philosophie insofern schlechterdings fundamental.

Anders als in vielen anderen wissenschaftlichen Disziplinen, die sich auf eine eher beiläufige Behandlung ihrer eigenen Geschichte beschränken oder die Behandlung der Fachgeschichte sogar der spezialisierten Wissenschaftsgeschichtsschreibung überlassen können, ist deshalb die Philosophiegeschichte – die Auseinandersetzung mit der Philosophiegeschichte – integraler Bestandteil der Philosophie.
Insbesondere für Studienanfänger ergibt sich daraus die Schwierigkeit, dass bei der Beschäftigung mit systematisch-philosophischen Themen oder mit einzelnen Autoren Kenntnisse der Philosophiegeschichte immer schon vorausgesetzt werden (müssen).

Der Vorlesungszyklus, der auf insgesamt fünf Semester angelegt ist, versucht dieser Problematik Rechnung zu tragen, indem er – nicht nur Studienanfängern – einen kursorischen Überblick über zentrale Probleme, Personen und Positionen der Philosophiegeschichte von den Anfängen in der griechischen Antike bis in das Spätmittelalter (einschließlich des Übergangs zur Frühen Neuzeit) vermittelt. Dabei geht es darum, den Hörern eine "Landkarte" an die Hand zu geben, mit deren Hilfe sie Spezialthemen, wie sie in den Seminaren diskutiert werden, einordnen können.

Im Wintersemester 2024 liegt der Akzent in historischer Hinsicht auf dem Hochmittelalter, d.h. der Zeit vom 12. Bis zum 14. Jahrhundert; von hier aus werden sowohl Themen der klassischen antiken und der spätantiken Philosophie (als „Vorgeschichte“) als auch Elemente der spätmittelalterlichen Wirkungsgeschichte einbezogen.
Systematisch geht es mir – nach einem „theoretischen“ Schwerpunkt im vergangenen Wintersemester – nun explizit um Kernprobleme der Anthropologie (also des philosophischen Menschenbildes) und der Praktischen Philosophie: Hat der Mensch einen freien Willen, und was heißt das eigentlich? Worin besteht die Freiheit des Wollens, wenn unsere Entscheidungen doch immer von theoretischen Überlegungen abhängen? Kann es Freiheit im engeren Sinn geben, wenn richtige Entscheidungen letztlich das als richtig Erkannte exekutieren und falsche Entscheidungen aus sinnlichen Begierden beruhen? Welchen Status hat dann moralisches Sollen?
Ausgehend von diesen Fragen werde ich in der Vorlesung zeigen, wie im lateinischen Hochmittelalter ein anspruchsvolles Konzept von Willensfreiheit als Spontaneität und vom Gewissen als einer inneren Beurteilungsinstanz erfunden wird.

Die Vorlesung ist stark quellenbezogen konzipiert, d. h. es wird nicht handbuchartig und in „Merksätzen“ über philosophische Autoren und ihre Texte gesprochen werden; vielmehr werden philosophische Kernprobleme und -positionen aus ausgewählten Textauszügen heraus interpretierend entwickelt und entfaltet werden. In diesem Sinn versteht sich die Vorlesung zugleich als Einführung in die Interpretation philosophischer Texte. 
 

Zusätzliche Informationen

Für Studierende der Katholischen Theologie (Magister/Magistra Theologiae, Modul 5) entsprechen zwei Teile des Vorlesungszyklus (Winter- und Sommersemester) zusammen den Vorlesungen "Die Frage nach der Welt im Ganzen" und "Philosophische Ethik". Es wird erwartet, dass in Modul 5 mindestens einmal das Proseminar zur Vorlesung (als Proseminar oder Übung) belegt wird.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
17.04.2024 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 511 N 3
1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude
24.04.2024 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 511 N 3
1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude
08.05.2024 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 511 N 3
1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude
15.05.2024 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 511 N 3
1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude
22.05.2024 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 511 N 3
1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude
29.05.2024 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 511 N 3
1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude
05.06.2024 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 511 N 3
1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude
12.06.2024 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 511 N 3
1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude
19.06.2024 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 511 N 3
1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude
03.07.2024 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 511 N 3
1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude
10.07.2024 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 511 N 3
1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude
17.07.2024 (Mittwoch) 10:15 - 11:45 00 511 N 3
1342 - Naturwissenschaftliches Hörsaalgebäude