Tagungsdaten
Zeit: 24. - 26. Juni 2010
Ort: Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Senatssaal, J. J. Becherweg 21, 7. Stock
Referenten
Frank Brosow (Mainz), Christoph Fehige (Saarbrücken), Bernward Gesang (Mannheim), Christoph Halbig (Jena), Heiner F. Klemme (Mainz), Felicitas Krämer (Eindhoven), Anton Leist (Zürich), Herlinde Pauer-Studer (Wien), Michael Quante (Münster), Raja Rosenhagen (Rostock), Peter Schaber (Zürich), Thomas Schmidt (Berlin), Ludwig Siep (Münster), Peter Stemmer (Konstanz), Marcus Willaschek (Frankfurt/Main) und Matthias Wunsch (Wuppertal).
Sofern die Referenten den Organisatoren Abstracts der von ihnen geplanten Vorträge haben zukommen lassen, stehen diese durch Klick auf den Namen des jeweiligen Referenten als PDF-Datei zum Download bereit. Eine Sammlung aller vorliegenden Abstracts finden Sie rechts in der Spalte 'Download'.
Das Tagungsprogramm können Sie ebenfalls über den Link in der Spalte rechts als PDF-Datei herunterladen.
Bitte beachten Sie: Entgegen früherer Ankündigungen konnten Volker Gerhardt (Berlin), Ralf Stoecker (Potsdam) und Lutz Wingert (Zürich) aus terminlichen Gründen bzw. krankheitsbedingt leider nicht als Referenten an der Veranstaltung teilnehmen.
'Moderne Theorien praktischer Normativität' - Tagungskonzept
Spätestens seit David Hume in seinem Treatise of Human Nature (1740) festgestellt hat, dass Ist-Sätze und Soll-Sätze unterschiedliche Arten von Relationen zwischen unseren Vorstellungen ausdrücken, gehen wir in der Philosophie der Frage nach, in welchem Verhältnis diese beiden Arten von Aussagen zueinander stehen. Können bewertende und vorschreibende Aussagen aus faktischen Prämissen abgeleitet werden? Gibt es normative Tatsachen? Werden moralische Urteile durch die reine praktische Vernunft begründet? Erkennen wir moralische Regeln und Eigenschaften intuitiv? Erklären sich normative Aussagen durch bestimmte mentale Vorgänge oder Ereignisse? Oder kurz: Was ist und wie funktioniert praktische Normativität?
Diese und weitere um die Natur der praktischen Normativität kreisende Fragen und Probleme sind heute Gegenstand einer umfangreichen, in ihrer Komplexität kaum noch zu überschauenden interdisziplinär geführten Debatte. Auf systematischer Ebene diskutieren Internalisten und Externalisten über das Wesen praktischer Gründe, Realisten und Antirealisten über den ontologischen Status praktischer Normen sowie Kognitivisten und Nonkognitivisten über die Wahrheitsfähigkeit normativer Aussagen und die Art und Weise, wie das praktisch Gesollte erkannt werden kann. Geführt werden diese Debatten unter Rückgriff auf Positionen, die dem Selbstverständnis ihrer Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach aristotelisch (und thomistisch), humeanisch, kantisch, utilitaristisch oder pragmatistisch sind.
Obwohl all diese Debatten aus dem Themenfeld 'praktische Normativität' seit einigen Jahren ebenso breit wie hitzig geführt werden, ist der bisher erreichte Grad des gegenseitigen Verständnisses noch keineswegs zufriedenstellend. Aufgrund oftmals verhärteter Frontstellungen und einseitiger Perspektiven sind selbst neuere Publikationen nicht selten durch Missverständnisse, Vereinfachungen und verkürzte Darstellungen miteinander konkurrierender Positionen geprägt. Die Fachtagung "Moderne Theorien praktischer Normativität" verfolgte daher das Ziel, Vertreter der unterschiedlichsten Konzeptionen praktischer Normativität vor allem mit Blick auf die Frage nach der Wirklichkeit und der Wirkungsweise des praktischen Sollens in einen konstruktiven Dialog miteinander zu bringen. Durch die Weite des Themas wurde der engen Verschränkung von ontologisch-epistemologischen und motivational-psychologischen Fragestellungen im Bereich der Metaethik und der normativen Ethik Rechnung getragen. Gleichzeitig sollte die Vielfalt der zum Vortrag vorgesehenen Positionen den Dialog gerade zwischen den Vertretern derjenigen Theorien begünstigen, die einander in der Regel nicht oder nur sehr schemenhaft zur Kenntnis nehmen. Gerade aufgrund der Heterogenität der vorgestellten Positionen wollte die Tagung als Impulsgeber für die Entwicklung neuer Fragestellungen und für die Suche nach innovativen Argumentationsstrategien im Bereich der praktischen Normativität dienen. Im Vordergrund stand dabei nicht eine künstliche Annäherung der Positionen, sondern die Förderung des gegenseitigen Verständnisses unter Wahrung von Komplexität und Besonderheiten der einzelnen Theorien.
Aus den Vorträgen dieser Tagung ist der Sammelband Moderne Theorien praktischer Normativität. Zur Wirklichkeit und Wirkungsweise des praktischen Sollens hervorgegangen. Der Band ist 2013 in der Reihe 'Perspektiven der Analytischen Philosophie' des Mentis-Verlags erschienen.
Die Fachtagung wurde unterstützt von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG), dem Philosophischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz sowie der Kant-Forschungsstelle der Universität Mainz.
Die Organisatoren danken insbesondere Heiner F. Klemme für seine umfassende Unterstützung des Projekts.