Aktuelle Lehrveranstaltungen aller Lehrender des Philosophischen Seminars

(HS) Dharmakirti, Pramanaviniscaya

Dozent:innen: Michael Gerhard
Kurzname: HS Dharmakirti
Kurs-Nr.: 05.127.190
Kurstyp: Seminar

Voraussetzungen / Organisatorisches


Ausreichend Vorkenntnisse in den buddhistischen Philosophien und die Vorablektüre meines Beitrages »Was den Menschen leben läßt, zeigt allein ihm die Handlung.« Handlung im Buddhismus – exemplarisch bei Nagarjuna. (s. Sekundärliteratur) sind unerlässlich und werden vorausgesetzt.

Die intensive Textkenntnis wird zu Beginn jeder Seminarstunde vorausgesetzt und im Sinne der "aktiven Teilnahme" überprüft.

 

Empfohlene Literatur


Primärliteratur:

Vetter, Tilmann: Dharmakirtis Pramanaviniscayah, Erstes Kapitel: Pratyaksam, Einl. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Sitzungsberichte, Veröffentlichung der Kommission für Sprachen und Kulturen Süd- und Ostasiens, Band 250, Abhdl., Heft 3. Graz, Wien, Köln 1966.

Steinkellner, Ernst: Dharmakirtis Pramanaviniscayah, Zweites Kapitel: Svarthanumamam, Teil 2. Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Sitzungsberichte, Veröffentlichung der Kommission für Sprachen und Kulturen Süd- und Ostasiens, Band 358, Abhdl., Heft 15. Graz, Wien, Köln 1979. 

Iwata, Takashi: Pramanaviniscaya III (1): Die Definition des pararthanumana. Verlag der Österreichische Akademie der Wissenschaft: Wien 1995 (Wiener Zeitschrift für die Kunde Südasiens 39), S. 151-179.

Iwata, Takashi: Pramanaviniscaya III 64-67: Die Reduzierung richtiger Gründe auf den svabhava- und karyahetu. Verlag der Österreichische Akademie der Wissenschaft: Wien 1993 (Wiener Zeitschrift für die Kunde Südasiens 37), S. 165-200.

Sekundärliteratur:

Ottmer, Eva: Finger, die auf den Mond zeigen. Eine Gegenüberstellung europäischer und buddhistischer Sprachtheorie am Beispiel Ferdinand de Saussures und Sakya Panditas. Göttingen 2003.

Schlieter, Jens: Versprachlichung – Entsprachlichung. Untersuchungen zum philosophischen Stellenwert der Sprache im europäischen und buddhistischen Denken. Köln 2000.

Siderits, Mark et.al: Apoha. Buddhist Nominalism and Human Cognition. New York 2011.

Vetter, Tilmann: Erkenntnisprobleme bei Dharmakirti. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaft: Graz, Wien, Köln 1964 (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Sitzungsberichte, Veröffentlichung der Kommission für Sprachen und Kulturen Süd- und Ostasiens, Band 245, 2. Abhdl., Heft 1).

McAllister, Patrick (ed.): Reading Bhatta Jayanta on Buddhist Nominalism. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaft: Wien 2017 (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Sitzungsberichte Beiträge zur Kultur- und Geistesgeschichte Asiens, Band 886, Nr. 95).

Gerhard, Michael: »Was den Menschen leben läßt, zeigt allein ihm die Handlung.« Handlung im Buddhismus – exemplarisch bei Nagarjuna. In: Michael Gerhard / Stephan Grätzel (Hrsg.): Klassische Handlungstheorien. (Jahrbuch Praxis, Bd. II, Schriftenreihe der Internationalen Maurice Blondel-Forschungsstelle für Religionsphilosophie) Turnshare: London 2009, S. 55-104.

 

Inhalt


Mit dem Auftreten des Buddhismus finden wir in Indien erstmals ein philosophisches System vor, das rein auf Wahrnehmung und Schlussfolgerung basiert und jedwede Überlieferung, welche als solche autoritativ aufzutreten gedenkt, ablehnt. So unterliegt selbst der eigene, buddhistische Kanon diesem Diktum und muss, wo er den älteren Überlieferungen noch als Autorität an sich gilt, sich an Wahrnehmung und Schlussfolgerung beweisen. Namentlich Dharmakirti, Philosoph des späten mahayana (wahrscheinlich ca. 600-660), im südindischen Trimalaya in einer Brahmanenfamilie geboren und klassisch brahmanisch ausgebildet, erarbeitet das hierfür notwendige Rüstzeug.

Dharmakirti schließt sich zunächst als Laie dem Buddhismus an, studierte bei Dharmapala an der buddhistischen Klosteruniversität Nalanda und tritt dort dem samgha bei. Er gilt bis heute als der herausragende Vertreter der Logik- und Erkenntnistheorie-Schulen des Sanskrit-Buddhismus. Seine Hauptwerke, Pramanavarttika („Erklärung der Argumente“) und Pramanaviniscaya („Entschluss zu den Argumenten“), behandeln grundlegende Fragen nach dem Wesen und der Form von Erkenntnis und Wahrnehmung, sowie deren sprachphilosophisches Verhältnis zur „Welt“. Wahrnehmung und Schlussfolgerung stellen bei Dharmakirti die beiden maßgeblichen Erkenntnisquellen dar, welchen wir uns in dem Seminar auf der Basis des ersten, zweiten und kursorisch des dritten Kapitels von Dharmakirtis Pramanaviniscaya zuwenden werden.

Dharmakirtis Hauptwerk, der Pramanaviniscaya, behandelt Erkenntnistheorie und Logik: die unmittelbare Wahrnehmung (pratyaksa) im ersten Kapitel, die Lehre von der Schlussfolgerung (svarthanumana) im zweiten und die Lehre vom Beweis (pararthanumana) im dritten Kapitel. Im Pramanaviniscaya arbeitet Dharmakirti seine erkenntnistheoretische und logische Lehre in systematischer Form aus. Als bemerkenswerte Auffassung Dharmakirtis im Pramanaviniscaya ist die Interpretation der Lehre von der „Zweiförmigkeit“ (dvirupata) der Erkenntnis anzusehen, auf die Dignaga den Beweis des Selbstbewusstseins (svasamvedana) gründet. Dharmakirti stellt hinsichtlich des Selbstbewusstseins den Beweis des „Ausschließlich-zusammen-wahrgenommen-Werdens“ (sahopalambhaniyama) von Objekt- und Subjektfaktor vor dem Hintergrund, dass das Bewusstsein von einem Objekt das Bewusstsein von sich selbst ist, vor. Dieser Beweis wird wegen seiner überzeugenden Formulierung nach Dharmakirti für einen der bedeutendsten Beweise des buddhistischen Philosophemes, dass die Erkenntnis die Gestalt in sich trägt (sakaravijñanavada), gehalten.

Das Seminar möchte anhand der Schrift Pramanaviniscaya Erkenntnislehre, Wahrnehmungstheorie und Sprachphilosophie bei Dharmakirti aufzeigen. Parallel hierzu wird die Anwendung von eben diesen abendländischen Kategorien auf den Buddhismus vor dem Hintergrund einer interkulturellen und komparativen Philosophie problematisiert. Des Weiteren gilt es im Seminar in Grundzügen herauszuarbeiten, inwiefern die Bedeutung eines Dharmakirti vor dem Hintergrund einer durch Individualisierung, Pluralisierung und Säkularisierung charakterisierten westlichen Moderne nicht nur Bestand hat, sondern darüber hinaus zu einem kritischen Bewusstsein gegenüber der modernen rationalen Wissensgesellschaft führen kann.

 

Zusätzliche Informationen


Keine Klausur, keine mündliche Prüfung!

Die Überprüfung der „aktiven Teilnahme“ im Sinne des Prüfungsrechtes (§5 (3) BaPo/BEdPo) findet in Form von zwei „Vorabprotokollen“ als Dokumentation der textlichen und inhaltlichen Seminarvorbereitung statt.

Beachten Sie nach Ihrer Anmeldung bitte REGELMÄSSIG die Terminierungen und Informationen zu den einzelnen Sitzungen in der Rubrik „Übersicht der Kurstermine“. Die Referate der Sitzungsthemen werden in der ersten Sitzung vergeben. Die Kopien der Seminarliteratur liegen AB SOFORT in der „Fachbereichsbibliothek Philosophie“ bereit, bzw. ggf. als pdf-Datei nach der ersten Sitzung (18.04.2019).

 

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
18.04.2019 (Donnerstag) 08:15 - 09:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
25.04.2019 (Donnerstag) 08:15 - 09:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
02.05.2019 (Donnerstag) 08:15 - 09:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
09.05.2019 (Donnerstag) 08:15 - 09:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
16.05.2019 (Donnerstag) 08:15 - 09:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
23.05.2019 (Donnerstag) 08:15 - 09:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
06.06.2019 (Donnerstag) 08:15 - 09:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
13.06.2019 (Donnerstag) 08:15 - 09:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
27.06.2019 (Donnerstag) 08:15 - 09:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
04.07.2019 (Donnerstag) 08:15 - 09:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude
11.07.2019 (Donnerstag) 08:15 - 09:45 02 425 P203
1141 - Philosophisches Seminargebäude