Aktuelle Lehrveranstaltungen aller Lehrender des Philosophischen Seminars

(Projekt-Veranstaltung) Geist und Leben. Henri Bergson und Georg Simmel (Blockveranstaltung)

Dozent:innen: Jun. Prof. Dr. Annika Schlitte; Dr. Matthias Vollet
Kurzname: Projekt-V Simmel
Kurs-Nr.: 05.127.265
Kurstyp: Projektveranstaltung

Voraussetzungen / Organisatorisches

Die Veranstaltung findet vom 12. bis 14. 07. 2019 als Blockseminar in der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte, Gestade 6, in Bernkastel-Kues statt.

Das Seminar wird im Lehrprogramm des Philosophischen Seminars der Universität Mainz wie auch im Seminarprogramm der Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte Bernkastel-Kues angeboten und verspricht also auch interessante Begegnungen unter den Studierenden. Sie kann als inhaltliche Ergänzung zum Hauptseminar „Georg Simmels Philosophie der modernen Kultur“, im Rahmen des Projektmoduls, aber auch unabhängig davon besucht werden.

Für die Dauer des Blockseminars besteht die Möglichkeit einer günstigen Übernachtung vor Ort.  Die Hotelkosten betragen ca. 29 € pro Person im DZ (also das DZ ca. 58 €).

Das genaue Programm und die organisatorischen Fragen werden in zwei einführenden Sitzungen besprochen werden:

Erstes Treffen: 29. 04. 2019, 17 Uhr

Zweites Treffen: 01. 07. 2019, 17 Uhr

Empfohlene Literatur

Primärliteratur:

Henri Bergson: Die beiden Quellen der Moral und der Religion. Hamburg (Meiner) 2019. Zuvor: Walter (Olten), zuvor Jena (Diederichs).

Henri Bergson: Denken und schöpferisches Werden. Hamburg (EVA) 1993. (Einleitung)

Georg Simmel: Henri Bergson. In: Die Güldenkammer, 1914; jetzt: Gesamtausgabe Band 13, Frankfurt a.M. (Suhrkamp) 2000, 53-69.

Georg Simmel: Lebensanschauung. In: Gesamtausgabe Band 16. Frankfurt am Main (Suhrkamp) 1999, 209-425 [auswahl].



Sekundärliteratur:

Fitzi, Gregor: Soziale Erfahrung und Lebensphilosophie. Georg Simmels Beziehung zu Henri Bergson. Konstanz (UVK) 2002.

Fitzi, Gregor: Société et morale sous l’angle de la philosophie de la vie, une comparaison franco-allemande. In: Annales  bergsoniennes I : Bergson dans le siècle. Paris (PUF)2002, 243.264.

Schlitte, Annika: Die Macht des Geldes und die Symbolik der Kultur. Georg Simmels Philosophie des Geldes. München (Fink) 2012.

Vollet, Matthias:  Die Wurzel unserer Wirklichkeit. Problem und Begriff des Möglichen bei Henri Bergson. Freiburg (Alber) 2007.

Vollet, Matthias: “Henri (Louis) Bergson”, in: Philosophenlexikon. Hg. v. Stefan Jordan und Burkhard Mojsisch. Stuttgart (Reclam) 2009, S. 73-76.

Zanfi, Caterina: Bergson und die deutsche Philosophie. 1907-1932. Freiburg (Alber) 2018.

Inhalt

Die Veranstaltung wird sich anhand der Lektüre von ausgewählten Texten mit den lebensphilosophischen Ansätzen von Henri Bergson und Georg Simmel befassen.

Bergsons Denken ist zunächst eine Philosophie der Zeit, die Zeit als schöpferische Substanz des Bewusstseins fasst ("Zeit und Freiheit"); in späteren Ausweitungen versteht Bergson die Evolution als schöpferisches Geschehen, das aus sich nicht nur unbelebtes und belebtes Körperliches hervorbringt, sondern auch Quelle der Erkenntnis- und Handlungsweisen Instinkt, "intelligence" und "Intuition" ist. Das Denken Bergsons bewegt sich dabei oft in Dichotomien: verfestigende Verräumlichung vs. kreative Zeitlichkeit, Körper vs. Geist, verfestigende "intelligence" vs. in die kreative Zeitlichkeit eintretende Intuition – schließlich, in "Die beiden Quellen der Moral und der Religion", geschlossene vs. offene Gesellschaft, geschlossene vs. offene Religion. In Summe: der Räumlichkeit und Körperlichkeit zugehörige "intelligence" vs. die der Zeitlichkeit, dem reinen Bewusstsein zugehörigen "Intuition".  Bis zum Ersten Weltkrieg hatte Bergson enge Verbindungen nach Deutschland, und insbes. Georg Simmel hat sich um die Übersetzung der Werke Bergsons verdient gemacht.  

Georg Simmels Denken steht oft quer zu gängigen disziplinären Einordnungen. Mit dem ungewöhnlich breiten Themenspektrum, das auch Alltagsphänomene der modernen Kultur umfasst, und seinem essayistischen Stil hatte er es trotz seiner großen öffentlichen Wirkung lange Zeit schwer, in der akademischen Philosophie Fuß zu fassen. Dabei stand Simmel mit vielen zeitgenössischen Denkern in regem Kontakt und hatte ein feines Gespür für neue geistige Strömungen. Auch unter dem Einfluss Bergsons formuliert Simmel seine Kulturphilosophie in den späteren Schriften in einem lebensphilosophischen Vokabular. Sein philosophisches „Vermächtnis“, die „Lebensanschauung“, setzt sich mit Fragen wie Zeit, Tod und der individuellen Lebensführung in einer Weise auseinander, die eine ganz eigene Form der Lebensphilosophie bildet und in vielen Punkten auf die spätere Existenzphilosophie vorausweist. Für Simmel ist das Leben dabei nicht nur prozessuales Kontinuum, sondern auch Diskontinuität – es ist Strömen und gleichzeitig Verfestigung. Der Geist als dynamische Einheit von Grenzsetzung und Grenzüberschreitung ist Leben, insofern Leben immer gleichzeitig Mehr-Leben und Mehr-als-Leben ist.

Termine

Datum (Wochentag) Zeit Ort
29.04.2019 (Montag) 17:00 - 19:00 Vorbesprechung im Raum 00-212, Philosophicum II (neues Gebäude)
01.07.2019 (Montag) 17:00 - 19:00 01 411 P101
1141 - Philosophisches Seminargebäude