(HS) Theorien deliberativer Demokratie
Dozent:innen: Dr. Michael RoseneckKurzname: HS Demokratie
Kurs-Nr.: 05.127.190
Kurstyp: Seminar
Anwesenheitspflicht
Referat, zwei ExzerpteDigitale Lehre
Die Sitzung am 21. November findet voraussichtlich digital statt.Empfohlene Literatur
Landwehr, Claudia. 2012. "Demokratische Legitimation durch rationale Kommunikation. Theorien deliberativer Demokratie." In Zeitgenössische Demokratietheorie. Bd. 1, Normative Demokratietheorien, herausgegeben von Oliver W. Lembcke, Claudia Ritzi und Gary S. Schaal, 355-385. Wiesbaden: Verlag für Sozialwissenschaften.Inhalt
Warum Demokratie? Die politische Philosophie antwortet auf diese Frage, demokratische Herrschaft zeichne sich dadurch aus, die Freiheit und Gleichheit der Bürger*innen insofern nicht zu verletzen, als die die Herrschaftsausübung regulierenden Rechtsnormen gewissen Bedingungen genügen müssen: Sie stammen (1) (zumindest mittelbar) von den Bürger*innen selbst und (2) dies kanalisiert durch transparente, rechtmäßige Verfahren. Indem sich Bürger*innen selbst die Gesetzte geben oder abändern, mit denen dann Herrschaft ausgeübt wird, komme es nicht zu illegitimen Zwang. Ganz im Gegenteil: Indem sie sich an der kollektiven Gesetzgebung beteiligen, verwirklichten Bürger*innen als Gleiche unter Gleichen ihre politische Freiheit vielmehr.Deliberative Theorien der Demokratie wenden nun ein, dass die Bedingungen (1) und (2) notwendig, aber nicht hinreichend für das Zustandekommen von demokratischer Legitimität seien. Denn es ist denkbar, dass eine Rechtsnorm zwar partizipativ im regulären Prozess verabschiedet wird, aber dennoch illegitimen Zwang ausübt, da sie hinsichtlich ihrer Begründung nicht allgemein akzeptiert werden kann. Gewisse Teile der Bevölkerung können schlichtweg nicht nachvollziehen, warum dieses oder jenes Gesetz gelten soll; und eben dadurch übe dieses Gesetz über sie unbegründete Herrschaft aus. (3) Demokratisch legitime Rechtsnormen müssen, die dritte, hinreichende Bedingung, also auch allgemein akzeptabel begründbar sein, sodass die Freiheit und Gleichheit aller Bürger*innen respektiert wird - "to respect others requires that one refrains from coercing them unless one can provide reasons that, in some way, are accessible to them" (Gaus 2010, 21). Das Mittel der Wahl, um in Erfahrung zu bringen, welche Gründe allgemeine Akzeptanz genießen könnten, ist dabei ein inklusiver, möglichst "herrschaftsfreier Diskurs" (Habermas), in dem Gründe vorgebracht und kritisch geprüft werden können.
Nachdem in den vergangenen Jahren im akademischen Kontext Theorien deliberativer Demokratie durch radikale oder agonale Demokratietheorien heftig kritisiert wurden - sie seien elitär, verkennen das wahre Wesen des Politischen et cetera -, erfahren sie mittlerweile durch Phänomene wie gesellschaftlicher Polarisierung, dem Kursiven von fake news und Verschwörungserzählungen, Identitätspolitik, dem Abhängtsein sozial prekärer Schichten und dergleichen eine Renaissance, versprechen sie doch das Prinzip demokratischer Selbstgesetzgebung an die Erfordernisse inklusiver, rationaler Diskussion, an den öffentlichen Gebrauch der Vernunft, zu knüpfen. Mehr noch: Sie dienen als normativer Referenzpunkt für institutionelle Innovationen wie zum Beispiel Bürgerdialogforen oder Bürgerräte.
Das Seminar möchte sich im ersten Schritt der philosophischen Grundlegung deliberativer Demokratie widmen: Wie begründet sich die Erfordernis von Deliberation, wie verhält es sich zu sich selbst als "realistisch" bezeichnenden Demokratie- und Politikkonzeptionen, inwiefern ist deliberative Demokratie eine realistische Utopie? Daran anschließend sollen konkretere Diskussionen und Einwände thematisiert werden.
Termine
Datum (Wochentag) | Zeit | Ort |
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24.10.2024 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
31.10.2024 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
07.11.2024 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
14.11.2024 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
21.11.2024 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
28.11.2024 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
05.12.2024 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
12.12.2024 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
19.12.2024 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
09.01.2025 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
16.01.2025 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
23.01.2025 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
30.01.2025 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |
06.02.2025 (Donnerstag) | 16:15 - 17:45 | 02 445 P205 1141 - Philosophisches Seminargebäude |