Archiv von Mitteilungen des Philosophischen Seminars

Meldung vom: 05.11.2022

Zeit-online Interview von Univ.-Prof. Dr. Tim Henning zu Prof. Dr. Ulrike Guérot (Bonn) und Wissenschaftsfreiheit

Wo endet die Wissenschaftsfreiheit? Und wie genau lässt sich die Grenze formulieren, die auch eine Wissenschaftlerin wie Guérot nicht überschreiten sollte? Darüber sprachen wir mit dem Moralphilosophen Tim Henning, der an der Uni Mainz lehrt, und aktuell an einem Buch über Wissenschaftsfreiheit schreibt. (Zeit-online)

Das ganze Interview finden Sie hier: Interview bei Zeit-online


Interdisziplinäres Forschungsprojekt „Rethinking Enlightenment" bewilligt

Das von Prof. Konstantin Pollok, der Literaturwissenschaftlerin PD Dr. Lore Knapp (Bielefeld) und dem Historiker Prof. Thomas Ahnert (Edinburgh) beantragte, deutsch-britische interdisziplinäre Forschungsprojekt „Rethinking Enlightenment: The Reception of John Locke in Germany“ wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Arts and Humanities Research Council (AHRC) bewilligt. Im Zentrum des zunächst auf drei Jahre angelegten Forschungsvorhabens steht die enorme, bislang aber keineswegs hinreichend gewürdigte Bedeutung des englischen Philosophen John Locke für den intellektuellen Austausch zwischen Großbritannien und Deutschland ab dem 18. Jahrhundert. Untersucht wird nicht nur die Locke-Rezeption in Veröffentlichungen deutscher Gelehrter; vielmehr kommen etwa auch die Verbreitungswege und -mechanismen in der „gelehrten Öffentlichkeit“ der Aufklärungszeit in den Blick.

Zur Pressemitteilung des Informationsdienst Wissenschaft (IDW).


Das Philosophische Seminar gratuliert Prof. Dr. Thomas Metzinger
zum Erhalt der Pufendorf-Medaille

Herr Prof. Metzinger erhielt diese Ehrung als bisher erster deutscher Philosoph im Rahmen der Pufendorf-Lectures  2021, Department of Philosophy, Lund University, Schweden


20 Jahre Schopenhauer-Forschungsstelle

 

Die Schopenhauer-Forschungsstelle an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) feiert in
diesem Jahr ihr 20-jähriges Jubiläum und wird aus diesem Anlass eine Jubiläumswoche mit zahlreichen Veranstaltungen abhalten. Lesen Sie hierzu bitte die offizielle Pressemitteilung der JGU Mainz.

Die Jubiläumswoche zum 20-jährigen Bestehen der Forschungsstelle beginnt am 20. und 21. September 2021 mit dem VII. Internationalen Doktorandenkolloquium. Für angemeldete Interessenten ist eine Teilnahme über Big Blue Button möglich.

Es folgt vom 22. bis 24. September die internationale Tagung „Kant and Schopenhauer in Dialogue“, die
von einem Stipendiaten der Forschungsstelle organisiert wurde. Eine Teilnahme an der Tagung via Zoom
ist möglich.

Am Freitag, 24. September, findet ab 15:30 Uhr die Jubiläumsveranstaltung zum 20-jährigen Bestehen im Senatssaal der Naturwissenschaftlichen Fakultät, Johann-Joachim-Becher-Weg 21, Campus der Universität Mainz statt.

Anschließend laden die Veranstalter zum Konzert von Artie’s Blues Band „Wie Schopenhauer den Blues bekam“ ein.

Alle Anmeldeinfos und das Programm sind unter

https://www.philosophie.fb05.uni-mainz.de/fs_schopenhauer_aktuelles/ zu finden.

 


Das Philosophische Seminar verabschiedet sich voller Dankbarkeit von Frau Susanne Seils, die in den wohlverdienten Ruhestand wechselt.

Wir wünschen ihr und ihren Angehörigen eine schöne Zeit in diesem neuen Lebensabschnitt.


Neuer Schwerpunktbereich Praktische Philosophie

Das Philosophische Seminar Mainz umfasst die drei Schwerpunktbereiche Geschichte der Philosophie, Praktische Philosophie und Theoretische Philosophie mit je zwei Professuren sowie den Arbeitsbereich Didaktik der Philosophie mit einer Professur.

Mit dem Sommersemester haben Univ.-Prof. Tim Henning und Jun.-Prof. Maike Albertzart ihre Tätigkeit als Arbeitsbereichsleiter und -leiterin im neuen Schwerpunktbereich Praktische Philosophie des Philosophischen Seminars Mainz aufgenommen. Das Philosophische Seminar begrüßt seine neuen Mitglieder ganz herzlich!


Das Philosophische Seminar betrauert den Tod seines langjährigen Mitglieds Univ.-Prof. Dr. Karl Anton Sprengard.

Am 16. Februar 2021 verstarb Prof. Sprengard im Alter von 87 Jahren.

Karl Anton Sprengard war von 1970 bis 1997 Professor für Philosophie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. In Forschung und Lehre widmete er sich dem Fach Philosophie in seiner ganzen historischen und systematischen Breite. Mit dieser Ausrichtung war ein frühes Engagement für interkulturelle Philosophie verbunden, das sich u.a. im Einsatz für den interdisziplinären Arbeitskreis Ost- und Südostasien niederschlug, dessen Gründungsvorsitz Herr Sprengard von 1994 bis 2000 innehatte. Als Dekan und Prodekan des Fachbereichs sowie als Geschäftsführender Leiter des Philosophischen Seminars war ihm der Zusammenhalt im Kollegium ein besonderes Anliegen. Er blieb noch viele Jahre nach seiner Emeritierung als akademischer Lehrer aktiv und nahm rege an den Veranstaltungen des Seminars teil.

Die Johannes Gutenberg-Universität Mainz und das Philosophische Seminar werden seinen Namen und sein Engagement in Forschung und Lehre in ehrender Erinnerung behalten.

Unsere Gedanken sind bei seinen Angehörigen und allen, die ihn bei seinem Wirken kennengelernt haben.


Thomas Metzinger erhält Seniorforschungsprofessur

Seit fast 20 Jahren ist Prof. Dr. Thomas Metzinger am Philosophischen Seminar in Mainz beschäftigt.
Nun ist ihm eine der wenigen rheinland-pfälzischen Seniorforschungsprofessuren zuerkannt worden.
Damit unterstreicht das Land, wie wichtig Metzingers Forschungskompetenz für den Standort Mainz ist.
Die Seniorforschungsprofessur hat eine Laufzeit von drei Jahren (bis zum 31.03.2022).

Prof. Dr. Thomas Metzinger war von 2000 bis 2019 Leiter des Arbeitsbereichs Theoretische Philosophie
in Mainz. In den Jahren 2014 bis 2019 hatte er zudem ein Fellowship des Gutenberg-Forschungskollegs
der Universität Mainz inne. Im Rahmen der Seniorforschungsprofessur, die er unmittelbar im Anschluss
an dieses Fellowship erhalten hat, wird Metzinger u.a. seine Arbeit in der EU-Expertenkommission zum Thema Künstliche Intelligenz weiterführen, in die er 2018 berufen wurde. Die Kommission wird
im Laufe des Jahres 9,7 Milliarden Euro und ab 2020 für die Dauer von zehn Jahren jedes Jahr 20 Milliarden Euro in diesen Bereich investieren. Metzinger vertritt in der Kommission primär die Interessen der European University Association mit mehr als 800 Universitäten in 47 Ländern und 33 Hochschulrektorenkonferenzen. Ein Anliegen Metzingers besteht darin, neben den ethischen und juristischen Gesichtspunkten die Ziele
des akademischen Sektors gegenüber reinen Industrieinteressen in den Vordergrund zu rücken.

Ein weiteres Projekt, das Metzinger in den kommenden Jahren weiterführen wird, besteht im Ausbau eines internationalen Forschungsnetzwerks, das Universitäten auf drei Kontinenten miteinander verbindet.
Ziel dieser interdisziplinären Initiative ist es, ein Minimalmodell für Bewusstsein zu entwickeln. Zu Metzingers Kooperationspartner*innen gehören u.a. Forscherinnen und Forscher der Monash University
in Melbourne (Jennifer Windt, Monima Chadha, Jakob Howhy), der Universitäten Madison/Wisconsin (Melanie Boly, Giulio Tononi), Wien (Ronald Sladky), Nijmegen (Martin Dresler), Amsterdam (Heleen Slagter) und Oxford (Raphaël Millière), sowie der University of Western Australia (Chris Letheby). Metzinger erhofft sich von diesem Projekt die Entwicklung eines interdisziplinären Forschungsprogramms und eines neuen Ansatzes, der die Erforschung der Grundlagen des menschlichen Bewusstseins entscheidend voranbringen könnte.

Im vergangenen Jahr bewarb sich Metzinger ferner in Kooperation mit Forschern der Universitäten Adelaide und der Universität Birmingham erfolgreich mit dem Projekt Philosophical Perspectives on Psychedelic Psychiatry um eine Förderung des Australian Research Councils. Auch dieses Projekt, das eine Laufzeit
von zwei Jahren hat, wird Metzinger im Rahmen der Seniorforschungsprofessur weiterverfolgen.

Das Philosophische Seminar gratuliert Prof. Dr. Thomas Metzinger herzlich zu dieser Würdigung durch
das Land Rheinland-Pfalz. Das gesamte Kollegium wünscht viel Erfolg bei der Bearbeitung der laufenden Forschungsprojekte und begrüßt es sehr, dass Metzinger weiter dazu beitragen wird, die nationale und internationale Sichtbarkeit des Philosophischen Seminars zu erhöhen.


Das Philosophische Seminar trauert um Herrn Univ.-Prof. Dr. Andreas Cesana

Herr Prof. Cesana war von seiner Ernennung zum Professor für Philosophie 1996 bis 2016 Leiter des Studium generale der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Im Zentrum seiner Forschung stand die Philosophie Karl Jaspers’ und die interkulturelle Philosophie,
die er als philosophische Forschung im Dienst der Kommunikation zwischen den Kulturen verstand.
Ein weiterer Schwerpunkt war die Editionstätigkeit; er leitete im besonderen die Redaktion der kritischen Gesamtausgabe der Werke Jacob Burckhardts.

Als Leiter des Studium generale förderte er die Interdisziplinarität in Forschung und Lehre. Ihm ist
die Ausweitung des Programms des Studium generale ebenso zu verdanken wie die Aufnahme interdisziplinärer Lehre in vielen Studiengängen.

Andreas Cesana erwarb sich besondere Verdienste um die Universität als Anreger und langjähriger Vor-sitzender des Vorstands der im Jahr 2000 gegründeten Stiftung „Johannes Gutenberg-Stiftungsprofessur“.

Wir werden sein Andenken in Ehren halten.


Das Philosophische Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz trauert um Herrn Universitätsprofessor Dr. Richard Wisser (5.1.1927-12.3.2019), der im Alter von 92 Jahren in seiner Geburts-
und Heimatstadt Worms verstorben ist.

Nach Kriegsdienst und Kriegsgefangenschaft studierte Richard Wisser von 1947 bis 1954 Philosophie, Psychologie, Germanistik und Vergleichende Kulturwissenschaften in Mainz und Cordoba/Argentinien.
1954 wurde er in Mainz mit einer Arbeit zu Leibniz und Vico promoviert, 1965 erfolgte die Habilitation in Mainz mit einer Arbeit zu Nicolaus Cusanus. 1971 wurde er zum Professor für Philosophie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz berufen. Bis weit über die Emeritierung im Jahr 1992 hinaus führte Richard Wisser nicht nur seine Forschungs-, sondern auch seine Lehrtätigkeit mit großem Engagement weiter und blieb an seinem Institut bis in die Gegenwart präsent. Von 1979 bis 1985 wirkte er zudem als Dekan und Prodekan des damaligen Fachbereichs Philosophie/Pädagogik.

Von 1979 bis kurz vor Ausbruch des Jugoslawienkrieges 1991 organisierte und leitete Richard Wisser jährliche philosophische Symposien am Interuniversity Centre Dubrovnik (IUC). Nach Ausbruch des Krieges engagierte sich Wisser für humanitäre Hilfsleistungen an die Zivilopfer und das Krankenhaus von Dubrovnik. Er setzte sich bei Politikern und in den Medien für den Friedensprozess ein und war einer der ersten, der 1993 nach dem Krieg mit einer Delegation aus Mainz die zerstörte Stadt Dubrovnik besuchte und zahlreiche Hilfsaktionen zum Wiederaufbau organisierte.

Sein Engagement würdigte die Republik Kroatien im Jahr 2017 durch die Verleihung einer ihrer höchsten Auszeichnungen, des „Ordens des kroatischen Morgensterns“ (mit dem Bildnis der Dichterin Katarina Zrinski, d. h. für Verdienste um Wohlfahrt und Zusammenhalt der kroatischen Gesellschaft). 1992 hatte
er bereits das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse erhalten.

Schwerpunkte der philosophischen Arbeit Richard Wissers waren die Philosophische Anthropologie und
die Existenzphilosophie; zahlreiche Publikationen zu Themen wie Verantwortung, Integrität, Kritik und Krise zeugen davon. Mit der „Kritisch-krisischen Grundbefindlichkeit des Menschen“ hat er einen eigenen Leitbegriff geprägt. Zentrale Autoren, denen er sich in wissenschaftlichen Arbeiten, aber auch in öffentlichkeitswirksamer Form widmete, waren für ihn insbesondere Martin Heidegger und Karl Jaspers.

Das Interesse am Menschen war für Richard Wisser jedoch keineswegs ein nur akademisch-theoretisches: Der Einsatz für seine Heimatstadt Worms und für die Ökumene, sein Leiden am Krieg in Jugoslawien und insbesondere am Schicksal Dubrovniks legen Zeugnis davon ab, dass Wisser den Menschen immer auch größtes praktisches Engagement zuwandte. Dies galt insbesondere auch für den akademischen Lehrer Richard Wisser, den Ernsthaftigkeit, Unbedingtheit, Genauigkeit, Einfühlungsvermögen und Sensibilität nicht nur im Umgang mit den Gegenständen seiner wissenschaftlichen Arbeit und mit der Sprache auszeichneten, sondern auch im Verhältnis zu den Menschen, mit denen er bei seiner Arbeit in Kontakt kam.

Seinen Schülern war er deshalb ein Lehrer, der jeden einzelnen ernst nahm und der jedem einzelnen sehr viel Zeit widmete. Seine Aufmerksamkeit galt dabei nicht allein dem Fortschritt im Studium, den er freilich intensiv begleitete, sondern stets auch der jeweiligen individuellen Persönlichkeit, die er im Streben nach
der Bildung des ganzen Menschen zu fördern und auf dem Weg zu einem gelingenden Leben zu begleiten suchte.

Der gerade auch sprachlich mitreißende Charakter seiner Vorlesungen und Seminare, seine gedankliche Strenge und Klarheit, seine menschliche Güte und Warmherzigkeit, seine Treue zum und sein unermüdlicher Einsatz für das Philosophische Seminar und den Fachbereich werden dauerhaft in Erinnerung und Vorbild bleiben.